Raymond Chandler

(1888-1959)

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Raymond Chandler

Raymond Chandler: Mord war sein Geschäft

Chandler gehört zu den genialen Epigonen Hammetts. Er übernahm dessen Erfolgsrezepte und optimierte sie für die aufstrebende Filmindustrie. Raymond Chandler monetarisierte den Erfolg, der dem Idealisten Dashiell Hammett versagt blieb.

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Raymond Chandler

Raymond Chandler: Mord war sein Geschäft

Chandler gehört zu den genialen Epigonen Hammetts. Er übernahm dessen Erfolgsrezepte und optimierte sie für die aufstrebende Filmindustrie. Raymond Chandler monetarisierte den Erfolg, der dem Idealisten Dashiell Hammett versagt blieb.

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Raymond Chandler: Mord war sein Geschäft

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Raymond Chandler

(1888-1959)

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Ein Detektiv muss ein echter Mann sein, ein einfacher und doch ungewöhnlicher Mann.
Er muss - um eine ziemlich verbrauchte Redewendung zu benutzen, ein Mann von Ehre sein...
Er muss der beste Mann in seiner Welt sein und gut genug für jede Welt.

Raymond Chandler gehört zu den bekanntesten Krimiautoren der Literaturgeschichte. Sein Geschöpf, der zynische Privatdetektiv Philip Marlowe, prägt unser Bild vom einsamen Privatdetektiv, der mit Herz, Faust und Verstand noch die schwierigsten Fälle löst. Sein desillusionierter Blick enthüllt die dunkelsten Seiten Hollywoods, die Chandler selbst nie kennengelernt hatte. Darin unterschied er sich von seinem großen Vorbild Hammett.

Artikeltext:

Chicago - Dulwich - Los Angeles

Raymond Chandler wurde 1888 in Chicago geboren. Seine Mutter stammte aus einer weit verzweigten irischen Familie, was ihr zugutekam, als ihr Mann sie und ihren kleinen Sohn verließ. Sie ging zurück nach England, wo die Familie für sie und eine ausgezeichnete Erziehung für ihren Sohn sorgte. Ein reicher Onkel finanzierte Chandler den Besuch von Dulwich, damals eines der besten Internate Englands. Die Familie hoffte, mit dieser Ausbildung werde der kleine Raymond eine gut bezahlte Stellung in der Regierung finden. Deshalb zahlte der Onkel noch eine lange Reise nach Paris und München, wo Raymond seine Fremdsprachenkenntnisse verbessern sollte. Das lohnte sich. 1907 wurde Raymond Chandler für den Staatsdienst akzeptiert. Er blieb nicht einmal ein Jahr, ehe er - sehr zum Ärger seiner Familie - kündigte.
Raymond Chandler suchte etwas anderes. Eine Karriere als Autor und / oder Journalist entpuppte sich als finanziell nicht lohnen. Deshalb überredete er den Onkel, noch einmal Geld locker zu machen - diesmal als gut verzinstes Darlehen. Davon bestritt Chandler die Kosten für eine Reise nach Kalifornien. 1912 ließ er sich in Los Angeles nieder. Erst hielt er sich mit etlichen Gelegenheitsjobs über Wasser, dann folgte ein Zwischenspiel als Soldat, ehe er 1922 beim Dabney Oil Syndicate anheuerte.

Profiteur des Ölbooms


Damit hatte Chandler einen Hauptgewinn gezogen. Das Dabney Oil Syndicate war äußerst profitabel. Es bot einem findigen Buchhalter, wie Chandler es war, die besten Chancen auf einen schnellen Aufstieg. Chandler wurde erst Bürovorsteher, 1931 sogar Vizepräsident mit einem mehr als angemessenen Gehalt. Besonders engagiert scheint er sich trotzdem nicht zu haben, denn 1933 wurde er wegen seiner Affären, seiner alkoholischen Exzesse und seiner Fehltage entlassen. Das hätte finanziell ein Problem werden können - immerhin befinden wir uns zeitlich mitten in der Great Depression. Doch Chandlers Chef wurde gerichtlich angeklagt und bot dem ehemaligen Angestellten eine hohe Summe, würde er zu seinen Gunsten aussagen. Chandler nutzte die Chance, ersparte seinem Chef das Gefängnis und konnte sich über die immense Rente von 100$ pro Monat freuen.

Die Kommerzialisierung des Zynismus


45 Jahre war Raymond Chandler damals alt. Während andere Arbeitslose ums Überleben kämpften, hatte er die Muße, eine alte Idee wieder aufzugreifen: Denn inzwischen hatten sich die Einnahmemöglichkeiten für Schriftsteller entscheidend verbessert. Männer wie Dashiell Hammett oder P. G. Wodehouse - letzterer ebenfalls ein Absolvent von Dulwich und deshalb Chandler wohl vertraut - verdienten mit ihren Romanen ein Vermögen. Und zwar nicht nur, weil sie Bücher verkauften. Gerade erst war der Maltese Falcon verfilmt worden und Hammett hatte nicht nur die Filmrechte (1930) veräußert. Durch die Verfilmung war auch der Umsatz an Büchern explodiert.

Titelbild zur deutschen Übersetzung von The Big Sleep, erschienen im Diogenes Verlag


Chandler witterte ein blendendes Geschäft. Er analysierte Charakter und Plots und konzipierte anhand dieser Vorbilder seinen Privatdetektiv Philip Marlowe. Ihn ließ er aus seiner Perspektive in der ersten Person das Geschehen erzählen, wobei er einen Trick von P. G. Wodehouse nutzte: Dessen Romane um den reichen Junggesellen Wooster und seinen Butler Jeeves leben vom britischen Sprachwitz, von jenem wunderbaren Aufeinandertreffen trivialer Gedanken und aristokratischer Ausdrucksweise, die noch heute jeden Leser zum Lachen bringen. Chandler übertrug diesen Wortwitz auf die amerikanische Sprache. Da hatte einer ein Herz so weit wie die Hüften von Mae West oder war so unverdächtig wie eine Tarantel auf einem Stück Biskuit.
5 Monate brauchte Chandler für seine erste Kurzgeschichte von rund 18.000 Wörtern, die er für 180$ verkauft. Seine Kollegen lieferten Vergleichbares in drei bis vier Tagen. Aber was heißt hier Vergleichbares? Chandler entwickelte in diesen fünf Monaten ein Schema, nach dem er seine 22 Kurzgeschichten, die er zwischen 1933 und 1941 verfasste, gestaltete. Sie machten ihn zusammen mit seinem Roman The Big Sleep von 1939 berühmt - und reich.
Denn Chandler schrieb seine Romane so, dass sie sich ideal für das aufstrebende Kino eigneten. Chandler verriet in Trouble is my Business das Geheimnis seines Erfolges: Vor ihm glaubte kein Regisseur, dass man aus Krimis gute Filme machen könne. Nur die Enthüllung des Mörders sei spannend, der Weg sei es nicht. Doch Chandler war die einzelne Szene wichtiger als der Plot. Für ihn war ein Plot nur dann gelungen, wenn er gute Szenen produzierte. Damit bot der ideale Krimi bereits während des Lesens so viel Spannung, dass man auf die Auflösung verzichten konnte.
In der Tat vergaß Chandler gelegentlich, einen der vielen Morde zu klären. Als das Drehbuch zu The Big Sleep verfasst wurde, fragten ihn die Autoren des Drehbuchs, wer denn nun den Chauffeur auf dem Gewissen habe. Chandler war überfragt. Beim Zusammenstellen verschiedener Kurzgeschichten hatte er dieses lose Ende übersehen.
Nicht nur das bemängelten seine Kritiker. Sie warfen ihm mangelnde Kenntnisse der Verbrecherwelt von Los Angeles vor. Aber das interessierte seine Leser kaum. Sie lieben noch heute Chandlers einzigartigen Sprachwitz und den gefühlvollen Zynismus seines Protagonisten, dem der Autor eine ganz besondere Rolle in seinen Krimis zuwies. Denn nur ihm ist es zu verdanken, dass ein Verbrechen aufgeklärt wird und Gerechtigkeit ihre Bahn nimmt. Der zentrale Charakter wird zu zum vorbildlichen Helden, auf den Wünsche und Sehnsüchte projiziert werden können. Ob das, was so ein Held leisten kann, realistisch ist, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Erfolg!


Raymond Chandler hatte Erfolg. The Big Sleep - das Buch, in dem der Mord an dem Chauffeur ungeklärt bleibt - wurde 1999 von Le Monde unter die 100 besten Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt; die Times nahm es 2005 in die Liste der 100 besten Romane auf, die jemals geschrieben wurden. Sein Roman Farewell, My Loveley von 1940 wurde zum Vorbild für gleich drei verschiedene Filmfassungen und machte seinen Autor in Filmkreisen berühmt.
Chandler arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren seiner Zeit, mit Billy Wilder und Alfred Hitchcock zum Beispiel. Sein Drehbuch für Double Indemnity von 1944 wurde für einen Academy Award nominiert. Zu diesem Zeitpunkt konnte es sich Raymond Chandler schon längst leisten, im noblen La Jolla zu residieren. Als Chandler im Jahr 1959 an einer Lungenentzündung starb, hinterließ er ein Anwesen im Wert von damals unglaublichen 60.000$, um das prompt ein Erbschaftsstreit entbrannte.

Übrigens, ein glückliches Leben hat wohl auch Raymond Chandler nicht geführt. Er war schwer alkoholkrank und depressiv. Als seine Frau 1954 starb und eingeäschert wurde, war Chandler bei der Beerdigung so besoffen, dass er vergaß, ihre Asche abzuholen. Sie verblieb 57 Jahre in einem Schließfach des Cypress View Mausoleums, bis sie endlich neben Chandler ihren letzten Ruheplatz fand.